Pfarrheim Kranenburg
Auftraggeber: Kath.Kirchengemeinde St. Peter und Paul Kranenburg
Einladungswettbewerb
Anerkennung
Städtebauliche Situation:
Der vorgefundene Bauort im historischen Stadtkern von Kranenburg, zeichnet sich durch eine herausragende Aufenthalts-qualität aus. Das denkmalgeschutzte Bauwerksensemble rund um den grunen Kirchplatz verleiht dem Ort eine hohe Identifikation stiftende Atmosphäre. Diese Qualität gilt es zu nutzen und mit dem Neubau des Pfarrheims zu stärken.
Das vorgefundene Grundstück mit seiner Lage, dem Zuschnitt und der zusätzlichen Einflüsse von Abstandsflächen und Baulasten von den angrenzenden Gebäuden hat uns gedanklich nicht dazu bewegt den Neubau mit Macht in die erste Reihe des Kirchplatzes zu rücken. Vielmehr haben wir dem Neubau, als Gegenpol zum eher grün gehaltenen Kirchplatz, einen steinernen Platz vorgelagert. Der Vorplatz zwischen den notwendigen Stellplätzen und dem Pfarrheim bietet genug Platz für den Besucherverkehr des Pfarrheims, das jährliche Pfarrfest, als Treffpunkt, zum Verweilen, für Fahrradstellplätze, als Start- und Zielpunkt für die angebotene Durchwegung zum St. Johannes Stift und für die Abwicklung des Wallfahrtsbetriebs mit dem Zugang zu der gewünschten Sanitäranlage. Darüber hinaus erlaubt die großzügige einladende überdachte Eingangssituation des Neubaus auch bei schlechtem Wetter einen geschützten Aufenthalt auf dem Vorplatz. Selbst bei größeren Personenzahlen (Wallfahrt). Es ist angedacht für die Gestaltung des Platzes und der Durchwegung (Gasse) die bereits vorhandenen Materialien vom Kirchplatz (Natursteinpflaster) zu übernehmen. Durch die zusätzliche Übernahme der Möblierung wie z.B. den Naturstein-pollern (ohne Ketten) könnte so eine Einheit im Platzgefüge hergestellt werden. Der Vorplatz erhält, durch die integrierte Sitzbank in dem Neubau des Pfarrheims unterhalb des Vordachs, ein weiteres einladendes Möbelstück zum Verweilen. Von dem Vorplatz aus gelangt man auch direkt in den Pfarrgarten.
Die gewünschte Präsenz im Straßenraum des Kirchplatzes wird auf dem Vorplatz durch eine raumgreifende Mauer entlang des Grenzverlaufs zur alten Küsterei gewährleistet. Die Grenzmauer, aus dem gleichen Material wie das Pfarrheim, erhält begleitend eine weitere integrierte vor gelagerte Bank als Sitzgelegenheit. Am Endpunkt der Mauer im Blickfeld des Straßenraums wird eine Beschriftung auf den Standort des Pfarrheims hinweisen.
Von dem einladenden Eingangsbereich mit der großzügigen Überdachung gelangt der Besucher über den Windfang als Sauberlaufzone direkt in das großzügige, durch zwei große Oberlichter belichtete Foyer. Beim Eintreten hat man die Möglichkeit bei geöffneten Türen das Gebäude in Gänze zu durch blicken. Dem Foyer als Verteiler sind alle Gruppenräume und der große Saal zugeteilt. Des Weiteren sind von hier aus versteckt hinter einer Wandscheibe die Zugänge zu den dienenden Räumen (Küche, allgem. Abstellraum und Sanitäranlage) zu erreichen. Das Foyer wird je nach Tages- und Jahreszeit durch das einfallende Zenitlicht der kreisrunden Oberlichter sehr stimmungsvoll erhellt. Der Wandscheibe vorgelagert bietet sich eine weitere integrierte Bank als Sitzgelegenheit an. Das Foyer bildet durch seine Lage im Gebäude eine kommunikative
Piazza und erweitert das bereits erwähnte Platzgefüge um einen weiteren Raum für Begegnungen. Vom Foyer aus und von dem Gruppenraum 1 und 2 hat man eine direkte Blickbeziehung zum Vorplatz sowie zum Kirchplatz und zur Kirche. Selbst vom Saal aus, wenn der große Gruppenraum dazu genommen wird, hat man einen direkten Blickkontakt zum Kirchplatz. Der große Gruppenraum weist zusätzlich eine großzügige Verglasung zu dem in östlicher Richtung angeordneten Garten. Einer der 20 m2 großen Gruppenräume besitzt in Richtung des St. Johannes Stift einen eigenen intimen Gartenbereich. Die 20 m2 Gruppen-räume verfügen über jeweils eine Wandnische zur Integration des geforderten Schrankelements. Der Saal öffnet sich auf der östlichen Seite komplett mit einer großzügigen Verglasung zum Grünraum des Gartens. Zusätzlich erhält der Saal noch eine Belichtung Richtung Westen. Er ist somit, je nach Veranstaltungsgröße, von zwei oder sogar von drei Seiten belichtet. Dem Saal ist in Richtung des. St. Johannes Stifts der Möbelraum zugeteilt. Als Ersatz für den Hauanschlussraum ist eine Wandnische (Wandschrank) im Windfang vorgesehen. In der auch an zentraler Stelle der Elektroverteiler Platz finden würde.
Die Fassade nimmt den ortstypischen Backstein des Ensembles auf. Zur Strukturierung der Fassadenflächen und in Anlehnung an die Naturstein Gewände und Sockel der Kirche St. Peter und Paul, verfügt die Fassade zusätzlich über Betonelemente. Die Elemente werden aus einem scharfkantigen, in der Oberfläche rauen und farblich an dem örtlichen Naturstein angepassten
Sichtbeton erstellt. Die farbliche Kombination aus einem rotbunten Wasserstrich Klinker und den Sichtbetonflächen verleiht dem
Pfarrheim trotz seiner modernen zeitgemäßen Formensprache eine sinnliche haptische Anmutung und eine hohe örtliche Anpassung an das historische Umfeld.
Bei der Dachform wird die ortsbildprägende Typologie des geneigten Dachs aufgenommen. Durch seine Faltung ist das Dach in der Lage, eine Verbindung zu den benachbarten Häusern des Ensembles herzustellen und durch die Wiederholung der Form einen gemeinsamen Rhythmus zu erzeugen. Die Dachfaltung erzeugt durch ihre Komposition von Hoch- und Tiefpunkten eine Dachlandschaft, und verleiht dem Baukörper seine Unverwechselbarkeit. Da die umliegende Bebauung zwei und drei Geschosse aufweisen haben die Nachbarn einen uneingeschränkten Blick auf die Dachlandschaft des Neubaus. Daher schlagen wir für den Neubau eine extensive Dachbegrünung vor, um den Anspruch einer fünften Fassade gerecht zu werden. Die Dachbegrünung wird zusammen mit der Außenraumgestaltung, insbesondere mit den neu zu pflanzenden Bäumen, den Ort hinsichtlich seiner Aufenthaltsqualität, nachhaltig stärken. Ganz ab zusehen von den zusätzlichen ökologischen und baukonstruktiven Vorteilen die eine Dachbegrünung mit sich bringt.
Die Unterseite der gefalteten Dachlandschaft wird in den Gruppenräumen als auch im Saal erlebbar sein und den Aufenthalts-räumen einen besonderen atmosphärischen Charakter verleihen. Der Wechsel von Deckenhöhen schafft innerhalb des Neubaus schafft ein differenziertes Angebot von Räumen, die niedrigeren für die dienenden untergeordneten Räume und die hohen für die Aufenthaltsräume mit den geselligen Gemeinde Aktivitäten.
Der Neubau basiert auf zwei sehr einfache gegeneinander verschobene rechteckige Baukörper. Das Dach mit seiner geneigten Form besticht hinsichtlich seiner einfachen Typologie und ist baukonstruktiv sehr leicht umsetzbar. Die ausgesuchten verwendeten Materialen sind allesamt hinsichtlich ihrer Dauerhaftigkeit und Wartungsfreundlichkeit gewählt worden.